Elysium Roman 5 – Kapitel 7: Was bedeutet Gerechtigkeit?
September 29, 2023
Das Vorgehen der TRAP-Agenten löste in den kommenden Wochen auf mehreren Ebenen tiefgreifende Veränderungen aus. Nicht nur für einzelne Personen, sondern für die ganze Stadt.
Dr. Kelly Malcom stellt eine Selbstanzeige bei dem Leiter der Mordkommission Elysiums, legt gleichzeitig alle geheimen Dokumente ihres ehemaligen Prokuristen offen und unterstützt die polizeilichen Ermittlungen gegen ihr eigenes Unternehmen nach besten Kräften. Aufgrund der besonderen Umstände und der Brisanz des Falls erwirkt Will Morgan mit allen Überredungskünsten bei Bürgermeister Fabio, dass die Gerichtsverhandlung gegen sie und POWERS Generating Plant anonymisiert und unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet. Kelly Malcom wird als Person nach Aktenlage – und auch nach Anhörung von TRAP zu den Vorfällen – in allen Anklagepunkten freigesprochen. Allerdings lassen sich im Verfahren Verstrickungen von Spencer zu anderen einflussreichen Mitarbeitern nachweisen, die ebenfalls von der illegalen Endlagerung profitiert haben. Sie werden zu hohen Freiheitsstrafen verurteilt. Dies führt zwischenzeitlich zu einer schweren Krise in der Unternehmensstruktur. POWERS wird als Aktiengesellschaft zu 49 Prozent zwangsverstaatlicht und Malcom gleichzeitig als Geschäftsführerin wieder eingesetzt. Die offizielle Erklärung hierzu lautet, dass man eine Grundversorgung der Energie gewährleisten möchte. Der wahre Beweggrund ist allerdings die dauerhafte Sicherstellung einer neuen Einnahmequelle über den Strommarkt für Elysium, um die Kosten für die Reinigung der betroffenen Untergrundareale inklusive der verseuchten Teile der Stadt Gwyneran zu kompensieren.
Es kommt an dieser Stelle grotesker Weise dazu, dass man für die Reinigungsarbeiten trotz aller Risiken die gleiche Söldnerorganisation beauftragt, die von POWERS schon für die Untergrundexpansion engagiert worden war. Die gleichen Leute also, die Plünderungen und Morde zu verantworten haben. Hierfür gibt es verschiedene Motive. Für eine strafrechtliche Verfolgung fehlt unter anderem jegliche Grundlage, da die geltenden Gesetze rein für Menschen anwendbar sind und natürlich keine unbekannte Siedlung in einem Höhlensystem umfassen. Außerdem ist man seitens der Polizei nicht daran interessiert, in der derzeitigen angespannten Lage eine offene Auseinandersetzung mit einer schwer bewaffneten Organisation zu beginnen, die die Geheimhaltung Gwynerans vor der Öffentlichkeit ohnehin noch schwieriger gemacht und höchstwahrscheinlich zu zerstörerischen Straßenschlachten mit den Söldnern geführt hätte. Stattdessen handelt man nach dem Sprichwort: wenn du sie nicht besiegen kannst, verbünde dich mit ihnen. Während des neuen Einsatzes stellt es sich in perfider Weise sogar als Vorteil heraus, dass die Einheiten der Organisation bereits im Kampf mit den Crawlern einiges an Erfahrung mitbringen.
Zusätzlich werden bei der Polizei aufgrund der Erkenntnisse von TRAP mit Hochdruck neue Hundestaffeln ausgebildet, die die Sicherung der U-Bahn-Stationen übernehmen. Die Maßnahmen wirken, die Angriffe werden nach und nach deutlich weniger und die Crawler, deren Zahl immer noch nicht abzuschätzen ist, scheinen sich zum Großteil in die weitverzweigten Höhlensysteme rund um das U-Bahn-Netz zurückzuziehen. Die Rückgewinnung des Verkehrsnetzes lässt die Umfragewerte des Bürgermeisters Stanford wieder ordentlich ansteigen. Die Bahn und der Bürgermeister werben daraufhin gemeinsam mit einer Plakataktion die den Slogen trägt: >Fahr mit der Bahn! Die Chancen von einem Crawler zerrissen zu werden oder bei einem Autounfall zu sterben sind fast gleich hoch, also warum nicht gleich entspannter reisen?< Die Aktion ist ein so großer Erfolg, dass schließlich ein Werbespot gedreht wird der den Bürgermeister als U-Bahn-Schaffner zeigt. Mit einem strahlenden Lächeln und einer Schrotflinte bewaffnet befördert er applaudierende Leute mit der U-Bahn sicher zur Arbeit. Daraufhin angebotene Rollen für größere Filme lehnt er jedoch ab.
Das Ableben von Flavio Spencer wird als unglückliche Fehlfunktion in den Sicherheitsanlagen des Unternehmens deklariert. Da er keine Nachkommen hinterlässt, gibt es keine weiteren Nachfragen von Dritten. Die Mordkommission legt auf besondere Anweisung ihres Leiters über den Vorfall keine Akte an. Trotz aller Geheimhaltungsversuche machen Gerüchte in der Unterwelt die Runde, dass die TRAP-Agentur etwas mit der großen Veränderung bei POWERS Generating Plant zu tun hat. Die TRAP-Mitglieder beschließen vorerst für eine Weile von der Bildfläche zu verschwinden, damit sich die Wogen glätten können. Hierfür gibt es außerdem noch einen weiteren Grund. In einem persönlichen Treffen mit dem Bürgermeister erhalten sie anlässlich ihres erfolgreichen Einsatzes die Besitzurkunde für die voll möblierte Villa des ehemaligen Ministers für Infrastruktur in bester Lage am Nordstrand. Und so ändert sich das Leben der Helden in einer Weise, die sie sich bei Agenturgründung nie zu erträumen gewagt hätten. Sie haben nun in verhältnismäßig kurzer Zeit das geschafft, was so viele andere Glücksritter trotz aller Bemühungen niemals erreichen. Mit dem Auszug aus der kleinen schäbigen Wohnung im Stadtzentrum (zur Freude ihres Nachbarn Bobo) und dem Einzug in die reichste Gegend der Stadt ist ihr gesellschaftlicher Aufstieg besiegelt. Die dreistöckige Villa im Wert von etwa sechs Millionen Dollar verfügt nicht nur über einen ausladend großen Garten, in dem Anton nach Herzenslust herumtollen kann, sondern auch über eine großzügige Kelleranlage, die genug Raum für einen medizinischen Versorgungsraum, ein kleines Labor und sogar einen Schießstand bietet, um in Übung zu bleiben. Jeder der Agenten bekommt sein eigenes Zimmer. Es wird eine Werkstatt eingerichtet, ein Besprechungsraum, ein Vorratsraum, ein Büro, ein Gästezimmer und noch vieles mehr. Abigail, die die ersten Tage nach dem Einzug fast nichts anderes macht als immer wieder begeistert durch alle Zimmer zu laufen und sich umzusehen, bringt die Situation mit einem Wort auf den Punkt, das sie bei ihren Erkundungstouren wiederholt lautstark kundtut: Platz! Endlich Platz! Endlich ein eigenes anständiges Bett… Natürlich sind auch die anderen von ihrem neuen Heim mehr als begeistert. Ralph erklärt, er werde ab jetzt immer mindestens eine Stunde auf der Toilette verbringen, da es im Haus nun genug Badezimmer für jeden von ihnen gibt und kein Grund mehr zur Eile in dieser Beziehung besteht, was allgemeine Zustimmung findet. Es sind wundervolle Wochen und Monate.
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